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Der neue Leiter der Trierer Spielbank und seine Vorhaben im Bereich Roulette und Blackjack


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    Bevor Michael Seegert beschloss, Chef der Trierer Spielbank zu werden, machte er sich auf, den Markt zu erkunden. "Ich habe Trierer Taxifahrer gefragt, ob sie mich zur Spielbank fahren könnten - und fragende Blicke geerntet. Und auch bei der Tourist-Info wusste eine Mitarbeiterin nicht, dass es in Trier ein Casino gibt", erzählt der 61-Jährige.
    Trotzdem reichte er beim Mainzer Finanzministerium eine Bewerbung ein. Denn anders als Automaten-Spielhallen sind Spielbanken keine privaten Unternehmen. Eine Spielbank mit Roulettetisch, Blackjack und Automaten mit Jackpots bis zu mehreren 100.000 Euro sind staatliche Einrichtungen. Und zwar, um den "natürlichen Spieltrieb in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken, insbesondere ein Ausweichen auf nicht erlaubte Glücksspiele zu verhindern" - wie es in Paragraf 1 des rheinland-pfälzischen Spielbankgesetzes heißt.

    Wer in Deutschland eine Spielbank betreibt, erfüllt also einen öffentlichen Auftrag und muss sich um eine entsprechende Konzession bewerben.

    Zum 1. Juni hat Seegert das Trierer Casino in der ersten Etage des Mercure Hotels an der Porta Nigra übernommen. Als Geschäftsführer der Spielbank Mainz GmbH&Co. KG betreibt er auch die Spielbanken in Mainz und Bad Ems. Die bisherige Betreibergesellschaft der drei Casinos hatte sich nicht mehr um die Konzession beworben. "Die Konkurrenz von privaten Spielhallen und Glücksspiel im Internet ist groß - was den Betrieb einer Spielbank heute schwierig macht", sagt Seegert.

    Mit der Zulassung von Spielautomaten in Deutschland 1978 sank die Bedeutung der staatlichen Casinos. Auch in der Trierer Spielbank stehen längst nicht mehr nur Roulette- und Blackjacktische. Den größten Teil der insgesamt 460 Quadratmeter nehmen 80 Spielautomaten ein. Die Zeiten, in denen Casinogäste Abendkleid und Smoking trugen, sind ebenfalls längst vorbei. "Seit etwa 15 Jahren gilt keine Kleiderordnung mehr - was ich ein bisschen schade finde", sagt Seegert. Und das berühmte "rien ne va plus" ist am Roulettetisch auch längst verklungen. "Alle Ansagen an den Spieltischen müssen auf Deutsch sein - das ist gesetzlich vorgeschrieben", erklärt Seegert.

    Dass er die Trierer Spielbank wiederbeleben kann, davon ist er überzeugt: "Wir haben 200.000 Euro in die Renovierung der Räumlichkeiten gesteckt - alles ist moderner, heller, der Plüsch ist raus." Für insgesamt eine Million Euro werden bis Frühjahr 2018 alle Automaten ausgetauscht. Auch einen Blackjacktisch soll es wieder geben. "Wir wollen die Spielbank einem breiten Publikum zugänglich und viel Öffentlichkeitsarbeit machen", kündigt Seegert an. Umsatz und Besucher sollen sich möglichst verdoppeln.

    Bislang hat die Trierer Spielbank, die bis auf wenige Feiertage täglich geöffnet hat, im Durchschnitt knapp 30 Besucher pro Tag. Wie viel Umsatz die Spieler bringen, dazu will Seegert sich nicht äußern (siehe Info).

    Dass ein Spielbankbesuch für viele Gäste nicht nur Spaß und Unterhaltung ist, leugnet Seegert - seit 31 Jahren im Geschäft - nicht. "Natürlich gibt es Spielsüchtige - aber staatliche Casinos sind verpflichtet, darauf ein Auge zu haben", sagt er.

    An der Rezeption der Trierer Spielbank liegen Broschüren aus. Es gibt einen Selbsttest, um zu checken, ob man abhängig ist. Und Hinweise auf Beratungsstellen, die aus der Sucht helfen können. "70 Prozent aller Süchtigen spielen allerdings ohnehin nicht in der Spielbank, sondern in privat betriebenen Spielhallen", sagt Seegert.

    Ein ehemaliger Mitarbeiter der Trierer Spielbank berichtet dem TV allerdings auch von unschönen Szenen: "Es gibt Spieler, die brechen heulend vor den Automaten zusammen. Und wenn mal eine größere Gewinnsumme ausgezahlt wird, dann gibt's unter den Angestellten den Spruch: Kein Problem, das Geld schläft heute Nacht nur woanders, morgen kommt es wieder."

    Manche Gäste kämen mit 20 Euro, manche mit 2000, "und einige haben so viel Geld, dass sie auch schon mal 20.000 Euro hierlassen", bestätigt Seegert.

    Angehörige können bei der Spielbankleitung die Sperrung von Familienmitgliedern beantragen. "Der Betroffene muss uns dann nachweisen, dass seine Vermögensverhältnisse so sind, dass er sich den Spielbankbesuch leisten kann", sagt Seegert.

    Wer sich nicht im Griff hat, kann sich auch selbst sperren lassen. Dann werden die Personalien aufgenommen und der Zugang wird künftig verwehrt. Jeder Gast muss daher an der Rezeption seinen Personalausweis vorlegen.

    Dass Spielbanken in Deutschland teilweise einen anrüchigen Ruf haben, darüber ist Seegert enttäuscht. "Überall sonst auf der Welt gibt es ebenfalls Casinos und Spielhallen. Und überall sonst stehen diese für Spaß und Unterhaltung und eine gesellige Freizeitbeschäftigung. Nur bei uns ist das anders - das finde ich schade."Extra: RAT UND HILFE FÜR SPIELSÜCHTIGE

    (ljk/red) Wer süchtig nach Glücksspielen ist, findet in der Region Trier bei drei Beratungsstellen Hilfe und Unterstützung: Beim Caritasverband Westeifel mit Anlaufstellen in Bitburg und Daun, bei der Suchtberatungsstelle Die Tür in Trier und beim Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück mit der Geschäftsstelle in Wittlich. Zum Angebot gehört unter anderem, Spieler bei einer Selbstsperre zu unterstützen. Betroffene müssen dann nicht noch einmal selbst in die Spielhalle oder -bank, um sich sperren zu lassen. Neben den ambulanten Beratungs- und Behandlungsstellen sowie der Möglichkeit zur stationären Therapie in Kliniken gibt es auch eine Vielzahl von Selbsthilfegruppen. Der Verein "Die Tür" in Trier kümmert sich neben der Beratung - auch bezüglich Schulden - um die mögliche Aufnahme in ambulante oder stationäre Suchtbehandlung. Offene Sprechstunde bei der Tür ist jeden Freitag von 13 bis 17 Uhr in der Oerenstraße 15 in Trier. Weitere Termine können vereinbart werden unter Telefon: 0651/170360. Weitere Infos: www.spielersperre-jetzt.de , Beratungsstellen Caritasverband Westeifel Bitburg, Telefon: 06561/9671123, Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück Wittlich, Telefon: 06571/91550.

    Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland aus dem Jahr 2013 befinden sich ungefähr 1,5 Prozent der 16 bis 65-Jährigen in einem "kritischen Bereich der Spielsucht". Bei 362 000 Bürgern, das entspricht etwa 0,68 Prozent der Bevölkerung, ist laut der Studie das Verhältnis zum Glücksspiel "problematisch". Ein "auffälliges Glücksspielverhalten" sollen vier Prozent der Menschen haben. Der Anteil der "pathologischen/süchtigen Spieler und Spielerinnen" liegt bei 0,82 Prozent, das sind 436 000 Menschen.Was Land und Stadt am Casino verdienen

    (woc) Als GmbH musste die ehemalige (und mittlerweile liquidierte) Betreibergesellschaft der Trie rer Spielbank - die Spielbank Mainz/Trier/Bad Ems GmbH&Co KG - ihre Jahresabschlüsse veröffentlichen. Die Bilanz 2015 ist auf der Internetseite bundesanzeiger.de einsehbar. Auf insgesamt 9,8 Millionen Euro belief sich demnach im Jahr 2015 das Bruttoeinspielergebnis an den drei Spielbankstandorten. Das Bruttoeinspielergebnis ist das Geld, das übrig bleibt, nachdem die Spielgewinne ausgezahlt sind. 56 Prozent vom Bruttoeinspielergebnis musste die GmbH gemäß Spielbankgesetz ans Land abgeben. Von diesen rund 550 000 Euro leitete das Finanzministerium wiederum gut 259 000 Euro an die Stadt Trier weiter.

    2014 erhielt die Stadt Trier aus den Spielbankeinnahmen rund 227 000 Euro, 2016 waren es 226 000. Die Einnahmen aus dem Casinobetrieb sind nicht zweckgebunden und fließen in die allgemeinen Haushalte von Land und Stadt. Insgesamt gibt es in Rheinland-Pfalz sechs Spielbankstandorte: Neben Trier, Mainz und Bad Ems sind das Bad Neuenahr, Bad Dürkheim sowie das Casino am Nürburgring. Die Spielbanken in Bad Neuenahr, Bad Dürkheim und am Nürburgring werden von der Spielbank Bad Neuenahr GmbH&Co.KG betrieben. Deren Geschäftsführender Gesellschafter ist ebenfalls Diplom-Kaufmann Michael Seegert. Weil Seegert persönlich haftender Gesellschafter ist, sind die beiden GmbH nicht zur Offenlegung ihrer Jahresabschlüsse gesetzlich verpflichtet.

    Aus den Abgaben aller Spielbanken in Rheinland-Pfalz rechnet das Land in seinen Haushalten für die Jahre 2017 und 2018 mit jeweils 10,1 Millionen Euro. Das Land hat allerdings nicht nur Einnahmen durch die Spielbank: In jeder Spielbank muss jederzeit ein Finanzbeamter anwesend sein, der die Geschäfte kontrollieren soll. In der Trier Spielbank sind drei Beamte des Trierer Finanzamts mit Vollzeitstellen beschäftigt.

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    Author: Anna Jordan

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