Hohe Strompreise machen vielen Menschen zu schaffen. Doch es gibt eine Möglichkeit, die Stromrechnung deutlich zu senken: Mit einem sogenannten Balkonkraftwerk kannst Du ohne laufende Kosten Deinen eigenen Solarstrom produzieren – auch als Mieter.
Du stellst eine solche Mini-Solaranlage einfach auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten auf, und schließt sie über eine Steckdose an. Schon fließt Dein selbst produzierter Ökostrom in das Stromnetz Deiner Wohnung oder Deines Hauses. Falls Du umziehst, nimmst Du die Solaranlage einfach mit.
Was ein Balkonkraftwerk in der Anschaffung kostet, wie Du es richtig aufstellst und anmeldest und wann es sich lohnt, erfährst Du in diesem Artikel.
Aktuell: Solarpaket der Bundesregierung soll Bürokratie ums Balkonkraftwerk erleichtern
Die Bundesregierung will einige schon lange geforderte Erleichterungen bei Stecker-Solaranlagen auf den Weg bringen. Das sogenannte Solarpaket sieht folgende Maßnahmen vor, um Balkon-PV künftig noch attraktiver zu machen:
- Die Wattgrenze des Wechselrichters steigt von 600 auf 800 Watt, wie überall sonst in Europa üblich. Die Obergrenze der angeschlossenen Solarmodule wird auf 2.000 Watt festgelegt (bislang keine klare Grenze).
- Nur noch eine Anmeldung bei der Bundesnetzagentur, die Anmeldung beim Netzbetreiber entfällt. Dies ist eine große Erleichterung, da manche Netzbetreiber komplizierte und unzeitgemäße Formulare bereitstellen.
- Der vorhandene Stromzähler darf sich vorübergehend – bis zum Zählertausch – rückwarts drehen.
Außerdem soll der normale Schuko-Stecker endlich normgerecht werden. Bereits heute werden Balkonkraftwerke üblicherweise per Haushaltssteckdose angeschlossen. Von der Bundesnetzagentur gab es bereits grünes Licht dafür, es fehlt allerdings noch die Norm des VDE (Verband der Elektrotechnik).
Des Weiteren sollen Vermieter und Eigentümergemeinschaften Balkon-Solaranlagen künftig nicht einfach verhindern können. Dazu könnte das Balkonkraftwerk als privilegierte Maßnahme ins Wohnungseigentumsgesetz (WEG) sowie ins Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) aufgenommen werden.
Mit den Änderungen ist frühenstens Anfang 2024 zu rechnen.
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Der Begriff Balkonkraftwerk ist weit verbreitet, aber eigentlich etwas übertrieben: Es handelt sich nicht um ein „Kraftwerk“ im Sinne einer großen Maschine oder gar eines Gebäudes. Vielmehr besteht ein Balkonkraftwerk im Wesentlichen aus vier Komponenten:
- ein Solarmodul, das die Sonnenenergie einfängt und aufnimmt (zwei Solarmodule gehen auch),
- ein kleines Gerät namens Wechselrichter, der den Sonnenstrom in eine für die Hauselektrik passende Form umwandelt (Gleichstrom zu Wechselstrom),
- Kabel und Stecker sowie
- eine Vorrichtung zum Befestigen am Geländer oder ein Ständer zum Aufstellen.
Sobald Du das Kabel am Wechselrichter auf dem Balkon in die Steckdose steckst, fließt der Strom „rückwärts“ vom Balkonkraftwerk in Dein Stromnetz (vorausgesetzt, die Sonne scheint).
Man spricht auch von Stecker-Solargeräten, steckerfertigen Solaranlagen, Stecker-Solaranlagen, Plug-in-Solaranlagen oder Balkon-PV. Der Wechselrichter darf maximal 600 Watt Leistung ins Stromnetz der Wohnung einspeisen. Seit 2018 ist es klar geregelt und legal, solche Solar-Balkonkraftwerke als Laie selbst aufzustellen und anzuschließen.
Vorteile eines Balkonkraftwerks
Es gibt gute Gründe, über eine Anschaffung einer Mini-Solaranlage nachzudenken. Die wichtigsten Vorteile
- Geringer Aufwand: Ein Balkonkraftwerk zu planen, zu installieren und anzumelden ist einfacher, als man vielleicht zunächst denkt. Der Aufwand ist auf jeden Fall wesentlich geringer als bei einer Photovoltaik-Anlage (PV) auf dem Dach. Stecker-Solaranlagen sind eigens dafür entwickelt worden, dass Laien sie selbst aufstellen und anschließen können. Das ist ausdrücklich erlaubt in Deutschland.
- Geringe Anschaffungskosten: Eine Balkon-Solaranlage gibt es bereits ab etwa 400 bis 500 Euro. Das ist deutlich weniger, als etwa große Solaranlagen fürs Hausdach kosten.
- Keine Mehrwertsteuer: Seit Jahresbeginn 2023 beträgt der Mehrwertsteuersatz auf Solaranlagen 0 Prozent. Damit könnten Händler die Balkonkraftwerke günstiger anbieten. Wurde Dir Mehrwertsteuer für ein Balkonkraftwerk im Jahr 2023 berechnet, kannst Du die Steuer vom Händler zurückfordern.
- Keine laufenden Kosten: Hast Du die Mini-Solaranlage einmal installierst, kommen keine weiteren laufenden Kosten auf Dich zu.
- Gut fürs Klima: Mit einem Balkonkraftwerk produzierst Du Deinen eigenen Ökostrom und kannst Strom aus fossilen Quellen durch solchen aus klimaneutraler Sonnenenergie ersetzen. Die vermiedene Menge CO2 übersteigt dabei die Menge Kohlendioxid, die bei Produktion und Transport der Balkon-Solaranlage anfallen.
- Unabhängiger vom Energieversorger: Dein eigens produzierter Strom macht Dich etwas unabhängiger von Deinem Energieversorger und steigenden Strompreisen.
- Kaum anfällig: Bis auf gelegentliches Reinigen sind die Anlagen wartungsfrei. Die Garantie auf die Solarzellen geht oft 20 bis 30 Jahre, die Garantie auf die Elektronik wie den Wechselrichter in der Regel 10 Jahre. So holen Balkonkraftwerke ihren Kaufpreis auf die Laufzeit gerechnet locker mehrfach wieder rein.
- Spaß: Für viele Leute ist ein kleines Heimwerker-Projekt wie ein Balkonkraftwerk mit Spaß verbunden. Wenn Du Dich für Technik interessierst, wird Dir eine Stecker-Solaranlage sicher ebenfalls Freude machen.
Allerdings solltest Du auch einige Dinge beachten. Die wichtigsten Nachteile:
Nachteile eines Balkonkraftwerks
- Maximal 600 Watt: Eine Balkon-Solaranlage darf maximal 600 Watt Energie liefern. Rechne ganz grob überschlagen mit 300 bis 600 Kilowattstunden, die Du pro Jahr auf Deiner normalen Stromrechnung einsparen kannst. Das ist nicht übel, aber weit entfernt von dem, was große PV-Anlagen auf dem Dach beitragen können.
- Keine Einspeisevergütung: Zu viel produzierten Strom, den Du nicht unmittelbar selbst verbrauchen kannst, speist Du ins Stromnetz ein, ohne dafür auch nur einen Cent zu sehen. Deinen überschüssigen Ökostrom musst Du also verschenken, es gibt keine Einspeisevergütung (die Politik könnte das natürlich ändern, wenn sie wollte). Es gilt also, Deinen Eigenverbrauch zu optimieren, was ein wenig Aufwand bedeuten kann (mehr dazu weiter unten).
Welches Balkonkraftwerk brauche ich?
Im Prinzip musst Du bei einer Stecker-Solaranlage nicht unbedingt komplizierte Berechnungen über den optimalen Stromertrag anstellen, solange Du einen Balkon in West-, Süd- oder Ost-Ausrichtung und wenig Schatten hast. Denn finanziell lohnt sich das über mehrere Jahre dann fast immer.
Ein typisches Solarmodul für den Balkon leistet um die 300 bis 400 Watt unter optimalen Bedingungen – auch Watt-Peak (Wp) genannt. Das schränkt die Auswahl bei der Größe der Anlage meist auf die Frage ein: Willst Du ein oder zwei Solarmodule anbringen?
Zwei Module dürfen zusammengerechnet auch mehr als 600 Watt-Peak Leistung haben. Wichtig ist, dass der Wechselrichter maximal 600 Watt ins Hausnetz einspeist.
Überlege, wie viel Platz Du an Deinem Balkongeländer oder auf dem Balkon hast und was für Dich oder Deinen Vermieter „gut aussieht“. Als Faustregel lässt sich sagen: Kleiner Balkon, ein Modul; großer Balkon, zwei Module.
Balkon-Solaranlage kaufen, montieren, anmelden: So gehst Du vor
Im Prinzip könntest Du eine Balkon-Solaranlage einfach aufstellen, in eine Haushaltsteckdose stecken und fertig. Das funktioniert technisch einwandfrei und wurde auch oft so gemacht: Die Anlagen heißen dann Guerilla-PV und die Besitzer nennen sich manchmal Solar-Rebellen.
Aber wir leben immer noch in Deutschland, wo es für alles Vorschriften und Normen gibt. Damit Du auf der sicheren Seite bist, erklären wir Dir Schritt für Schritt, wie Du ein Balkonkraftwerk korrekt in Betrieb nimmst. Wir haben den Prozess in fünf Schritte unterteilt.
- Aufstellung planen und mit Vermieter abstimmen
- Anschaffung der Balkon-Solaranlage
- Anmeldung beim Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur
- Aufstellung der Mini-Solaranlage
1. Aufstellung planen und mit Vermieter abstimmen
Ideal ist ein Balkon mit Südausrichtung, Ost und West geht auch. Am meisten Strom erzeugt eine Mini-Solaranlage, wenn sie außen am Balkongeländer befestigt ist – am besten etwas gen Himmel geneigt. Dafür solltest Du aber Deinen Vermieter mit ins Boot holen. Falls er sich querstellt, kannst Du das Balkonkraftwerk immer noch auf der Balkonfläche aufstellen (aufständern).
Schau zunächst in Deinen Mietvertrag: Gibt es eine Klausel, die besagt, dass Du nichts am Geländer montieren darfst? Falls ja, wähle Plan B, die Aufständerung. Wenn nicht, stelle Deinem Vermieter Deine Pläne vor. Balkon-Solaranlagen sind legal und sicher im Betrieb – doch die Frage der Optik geht den Vermieter etwas an. Schöne Fotos anderer Anlagen können helfen, ihn zu überzeugen.
Falls Dein Vermieter skeptisch ist und die Optik der Fassade beeinträchtigt sieht, könnt ihr euch vielleicht auf einen Kompromiss einigen. So könntest Du beispielsweise darauf verzichten, das Solarmodul geneigt anzubringen. Denn ein Solarmodul, das gerade wie ein Sichtschutz am Geländer angebracht ist, sieht oftmals schick und modern aus. Falls es Deinen Vermieter partout stört, gibt es immer noch die Alternative der Aufständerung.
Aufständerung. In dem Fall stellst Du die Mini-PV-Anlage mit einem Ständer in einem Winkel von 30 bis 60 Grad auf die Fläche Deines Balkons. Solange Du baulich nichts veränderst, kann der Vermieter das nicht verbieten – es handelt sich nach unserer Einschätzung um vertragsgemäßen Gebrauch des Balkons. So wie Du auch Stühle, einen Sonnenschirm oder einen Strandkorb auf den Balkon stellen kannst, ohne dass der Vermieter das untersagen könnte. Informiere ihn aber darüber und teile ihm mit, dass es sich um eine sichere und legale Anlage handelt.
Sogar bei einer geringfügigen baulichen Veränderung, etwa wenn Du neue Kabel und Schalter anbringen musst, kann eine Mini-Solaranlage noch zulässig sein. In einem Urteil aus Stuttgart bewertete das Amtsgericht den im Grundgesetz verankerten Umweltschutz als wichtiger als die Interessen der klagenden Vermieterin. Dennoch: Es ist immer besser, sich mit dem Vermieter zu einigen, als sich vor Gericht zu zoffen.
Wermutstropfen bei der Aufständerung: Der Balkon über Deiner Wohnung oder die daneben, können Schatten auf Deine Anlage werfen. Je nach Ausmaß der Verschattung kann der Stromertrag bei der Aufständerung deutlich geringer ausfallen, als wenn Du die Solaranlage außen am Balkongeländer befestigst. Eine mögliche Gegenmaßnahme ist, Rollen unter das Gestell zu montieren und die Anlage im Tagesverlauf zu verschieben.
Eine besonders unauffällige und platzsparende Möglichkeit ist übrigens ein Solartisch. Dabei stützt man das Solarmodul von unten ab, zum Beispiel mit Holzlatten, und bringt vier Tischbeine an. Solange der Tisch nicht vollgestellt ist, produziert die Anlage Solarstrom.
2. Anschaffung der Balkon-Solaranlage
Sind die grundsätzlichen Fragen mit dem Vermieter geklärt, kannst Du eine Balkon-Solaranlage aussuchen und bestellen. Die Bestellung vor den nächsten Schritten zu unternehmen, ist deshalb sinnvoll, weil die Lieferung derzeit einige Wochen dauern kann. Seitdem die Strompreise so steigen, ist die Nachfrage nach Balkonkraftwerken in die Höhe geschnellt – manche Händler kommen mit den Bestellungen der Kunden kaum hinterher.
Suche Dir einen seriösen Shop heraus und achte darauf, welche Garantien für das Solarpanel und die Elektronik angegeben ist. Die Hersteller der Mini-PV-Anlage sitzen meist in China, daher ist es gut, mit dem Händler einen Ansprechpartner zu haben, falls es wider Erwarten Probleme mit der Anlage gibt. Achte darauf, dass der Wechselrichter die üblichen Sicherheitsstandards erfüllt (Stichwort: Abschaltung der Anschlusskontakte, NA-Schutz). Frage im Zweifelsfall beim Händler nach.
Beispiele für spezialisierte Verkäufer von Balkonkraftwerken sind Alpha Solar aus Hallbergmoos in Bayern, Priwatt aus Leipzig oder Yuma aus Köln. Aber auch bei größeren Elektronikketten wie Conrad kannst Du manchmal Stecker-Solaranlagen kaufen. Für das Komplettpaket aus Solarmodul, Wechselrichter (400W bis 600W), Kabel, Stecker und Gestell kannst Du mit 500 bis 1.000 Euro rechnen. Wegen der hohen Nachfrage steigen die Preise derzeit.
Günstiger als Komplettsets ist es meist, das Balkonkraftwerk selbst zusammenzustellen. Für Bastler ist das eine gute Option. Bequemer sind allerdings die Komplettpakete.
Vorsicht: Das europäische Verbraucherzentrum warnt vor Fake-Shops. Wegen der hohen Nachfrage auf dem deutschen Markt würden Verbraucher immer öfter auf Angebote aus dem europäischen Ausland zurückgreifen. Darunter seien auch Betrüger, die die aktuelle Begeisterung für die Balkonkraftwerke ausnutzen und Verbraucher auf Fake-Shop-Seiten locken würden. Auftragsbestätigung und Zahlungsaufforderung würden schnell kommen, das Solarmodul werde jedoch nie geliefert. Das Verbraucherzentrum rät, nicht nur auf die angegebene Lieferzeit zu achten, sondern auch zu prüfen, ob die Adressdaten des Anbieters, Informationen zu Widerruf oder Transportkosten leicht zu finden sind. Mehr dazu, wie Du Fake-Shops erkennst, findest Du in einem eigenen Artikel.
3. Anmeldung beim Netzbetreiber und bei der Bundesnetzagentur
Während Du auf Deine Stecker-Solaranlage wartest, solltest Du ein paar bürokratische Schritte erledigen, die in Deutschland notwendig sind. Dazu zählt die Anmeldung des Balkonkraftwerks beim Stromnetzbetreiber. Falls Du nicht weißt, wer das bei Dir vor Ort ist, google einfach nach Stromnetzbetreiber + Stadt.
In Berlin ist dies zum Beispiel die Stromnetz Berlin GmbH, in Hamburg die Stromnetz Hamburg GmbH und in München die SWM Infrastruktur GmbH & Co. KG. Dein Stromnetzbetreiber muss nicht identisch mit Deinem Stromanbieter sein.
Viele Stromnetzbetreiber stellen mittlerweile vereinfachte Formulare zur Anmeldung eines Balkonkraftwerks auf ihren Webseiten bereit. Wenige Angaben wie Adresse, Stromzähler-Nummer und Leistung der Stecker-Solaranlage reichen dann aus. Die Anmeldung ist in wenigen Minuten erledigt.
Manche Stromnetzbetreiber haben sich jedoch noch nicht auf die kleinen Kraftwerke eingestellt und bauen hohe bürokratische Hürden auf. Komplizierte Formulare und Warnungen vor angeblichen Gefahren einer Balkon-Solaranlage können potenzielle Anlagenbetreiber abschrecken. Nimm Dir dann etwas Zeit für die Anmeldung. Es gibt auch Balkonkraftwerks-Betreiber, die eine formlose Anmeldung geschickt haben und ihre Pflicht damit als erledigt ansahen. Ob dies juristisch ausreicht, ist unklar.
Der passende Stromzähler
Nach Deiner Anmeldung wird der Stromnetzbetreiber prüfen, ob Dein vorhandener Stromzähler geeignet ist oder ob er getauscht werden muss. Nicht geeignet sind die meisten analogen Zähler mit Drehscheibe. Denn diese würde sich rückwärts drehen, wenn Du mehr Strom produzierst, als Du in dem Moment verbrauchen kannst. Das ist in Deutschland verboten: Es könnte als Steuerhinterziehung betrachtet werden, weil Du keine Energiesteuer zahlst für Strom, den Du aus dem Netz bezogen und verbraucht hast.
Ein geeigneter Stromzähler ist in der Regel digital und hat mindestens eine sogenannte Rücklaufsperre (es gibt auch einige wenige analoge Stromzähler mit Rücklaufsperre). Die meisten Stromnetzbetreiber werden sogar einen Zwei-Richtungs-Zähler verlangen. Dieser kann auch messen, wie viel Strom Du einspeist.
Falls der Stromzähler getauscht werden muss, erledigt der Stromnetzbetreiber den Tausch meist innerhalb einiger Wochen und oftmals kostenlos. Früher oder später werden sowieso alle Zähler auf digitale Varianten umgerüstet.
Anmeldung bei der Bundesnetzagentur
Eine einzelne Anmeldung reicht leider nicht, zusätzlich ist die Stecker-Solaranlage noch bei der Bundesnetzagentur im Marktstammdatenregister einzutragen. Dazu sind drei Schritte notwendig: Zunächst legst Du ein Benutzerkonto an (Schaltfläche „registrieren“). Im Benutzerkonto legst Du einen Marktakteur „Anlagenbetreiber“ an. Und schließlich registrierst Du die Balkon-Solaranlage. Rechne insgesamt mit rund 15 bis 20 Minuten.
4. Balkonkraftwerk aufstellen und anschließen
Viele Balkonkraftwerke kommen per normalem Paketdienst, manche per Spedition. In beiden Fällen ist das Paket recht schwer und sperrig. Bitte eine zweite Person, Dir beim Tragen und Aufstellen zu helfen.
Hast Du ein Komplettpaket bestellt, prüfe, ob alle Bestandteile enthalten sind:
- Solarmodul (Solarpanel)
- Wechselrichter
- Kabel vom Wechselrichter zum Solarmodul
- Kabel vom Wechselrichter zur Balkonsteckdose
- Ständer/Gestell und Schrauben
Bringe das Modul in einem Winkel von 30 bis 60 Grad an. Oder Du montierst es flach ans Balkongeländer wie ein Sichtschutz. Die ideale Ausrichtung ist Süden, aber Abweichungen in beide Richtungen von bis zu 90 Grad sind akzeptabel. Achte darauf, dass alles fest montiert ist, sodass sich die Anlage auch bei einem Sturm nicht lösen kann.
Stecke den Stecker des Wechselrichters in die Außensteckdose am Balkon. Der Strom fließt nun ins Netz Deiner Wohnung und kann dort direkt verbraucht werden.
Art der Steckdose: Wieland oder Schuko?
Technisch funktioniert eine ganz normale Haushaltssteckdose, auch Schuko (Schutzkontakt) genannt. Das war auch die ursprüngliche Idee der Stecker-Solaranlage: Sie sollte „plug and play“ funktionieren. Dies wird hundertausendfach so praktiziert, und uns ist kein Fall bekannt, wo dies jemals zu einem Problem geführt hätte. Allerdings verlangen die Normen in Deutschland eine spezielle Einspeisesteckdose, auch Wieland-Steckdose genannt. Diese kostet um die 60 Euro im Einkauf plus Einbau.
Die Einspeisesteckdose verhindert, dass sich der Stecker im laufenden Betrieb einfach ziehen lässt. Dafür muss der Stecker zuerst entriegelt werden. Außerdem liegen die Kontakte nicht frei wie beim Schuko-Stecker.
Die Idee dahinter: Am gezogenen Schuko-Stecker könnte man einen Stromschlag bekommen. Denn aus dem Stecker der Solaranlage kommt Strom „rückwärts“ heraus Richtung Hausnetz. Doch der Wechselrichter schaltet den Strom ohnehin innerhalb von Sekundenbruchteilen ab, sobald der Stecker gezogen wird. Die Wieland-Steckdose ist also eine doppelte Absicherung gegen einen Stromschlag.
Normen sind keine Gesetze, und es kommt auch nicht die Solarpolizei, wenn Du Deine Mini-Solaranlage an eine Haushaltssteckdose anschließt. Du verlässt jedoch den Pfad des normentreuen Bürgers. Und sollte etwas passieren, wird man Dir den nicht normgerechten Zustand vorwerfen.
Kritik: Die Normen zur Einspeisesteckdose kommen vom Verband der Elektrotechnik (VDE), der unter anderem die Interessen von Elektrikern vertritt. Diese verdienen mit dem Einbau der Einspeisesteckdosen Geld. Hier könnte ein Interessenkonflikt vorliegen.
Im Normalfall reicht es, die Balkon-Solaranlage über eine normale Haushaltssteckdose anzuschließen. Das sieht die Bundesnetzagentur so. Deren Präsident Klaus Müller äußerte sich auf Twitter dazu:
Falls Du Kosten und Aufwand nicht scheust, kannst Du Dir alternativ auch von einem Elektriker eine Einspeisesteckdose setzen lassen. Bewahre die Schuko-Steckdose auf, sodass Du sie bei einem Umzug wieder zurückbauen kannst.
Mit welchem Stromertrag Du rechnen kannst
Wie viel Strom Du mit Deiner steckerfertigen Solaranlage produzieren kannst, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Standort der PV-Anlage (Dein Wohnort): im Süden Deutschlands mehr Sonneneinstrahlung als im Norden
- Leistung des Moduls oder der Module (Watt-Peak): je mehr, desto besser
- Ausrichtung zur Himmelsrichtung: am besten genau nach Süden
- Neigung des Solarmoduls: am besten 30 bis 60 Grad
- Schattenwurf durch Bäume oder andere Balkone: am besten keiner
Im Internet gibt es zahlreiche Rechner, die den Ertrag nach Eingabe dieser Daten prognostizieren. Diese Tools sind jedoch meist für große PV-Anlagen auf dem Dach entworfen worden und liefern bei Kleinst-PV-Anlagen eher unzuverlässige Ergebnisse.
Ein Rechner speziell für Balkon-Solaranlagen ist der Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Wirtschaft und Technik (HTW) Berlin.
Oder nutze diese Faustregel: Eine Balkon-Solaranlage in Deutschland, die optimal aufgestellt ist (gen Süden, 30 Grad Neigung, keine Verschattung) liefert jährlich so viele Kilowattstunden wie die Anlage Leistung in Watt-Peak hat. Sprich: Ein Balkonkraftwerk, das mit 350 Watt-Peak (Wp) beworben wird, produziert etwa 350 Kilowattstunden (kWh) im Jahr unter optimalen Bedingungen.
Und entsprechend weniger, wenn nicht alle Kriterien optimal erfüllt sind. Wenn die Neigung zum Beispiel 90 Grad beträgt, der Balkon gen Westen zeigt oder ein Baum zeitweise Schatten auf die Anlage wirft. Dies alles sind aber keine Ausschlussgründe. Lediglich mit einem Nordbalkon lohnt sich eine Stecker-Solaranlage derzeit noch nicht.
Beispiel-Balkonkraftwerk amortisiert sich im Idealfall nach fünf Jahren
Bleiben wir beim Beispiel einer Mini-Solaranlage mit 350 Watt-Peak. Bei einem angenommenen Strompreis von 35 Cent je kWh ergibt sich unter optimalen Bedingungen ein Ertrag von gut 120 Euro im Jahr. Hat die Anlage beispielsweise 600 Euro gekostet, dann hat sie ihren Kaufpreis nach fünf Jahren wieder eingespielt.
Und sie kann dann noch viele Jahre weiterlaufen und gratis Strom für Dich produzieren. Zur Erinnerung: Die Garantie auf das Solarmodul läuft in der Regel 20 bis 30 Jahre, auf die Elektronik meist 10 Jahre. Einschränkung: Die Rechnung gilt nur, wenn Du es schaffst, sämtlichen selbst produzierten Strom zu nutzen und nichts an den Stromnetzbetreiber zu verschenken.
Eigenverbrauch optimieren
Um möglichst viel von Deinem Solarstrom selbst zu verbrauchen und möglichst wenig zu verschenken, haben wir ein paar Tipps für Dich recherchiert.
Kenne Deine Grundlast
Die Grundlast ist der Stromverbrauch, der vorliegt, wenn alle Geräte und Lichter ausgeschaltet sind. Es handelt sich im Wesentlichen um den Stand-by-Verbrauch der Elektronik in Deiner Wohnung sowie ggf. WLAN-Router, Heimserver oder Pumpen von Aquarien. Auch Gefrier- und Kühlschrank könnte man dazuzählen, auch wenn die Aggregate nicht durchgängig laufen.
Bei digitalen Stromzählern kannst Du den momentanen Stromverbrauch in Watt einfach ablesen. Schalte alle Geräte aus und lies den Wert ab, dieser könnte zum Beispiel 80 Watt betragen. Womöglich musst Du mit einer Taschenlampe auf den Stromzähler blinken und auf diese Weise eine PIN eingeben. Dein Stromnetzbetreiber kann Dir Deine Stromzähler-PIN mitteilen.
Miss Deine Stromproduktion
Wie viel Deine Solaranlage momentan an Strom liefert, kannst Du beispielsweise mit einer smarten Steckdose messen (Schuko) oder mit speziellen Messgeräten für die Wieland-Steckdose. Viele smarte Strommessgeräte bzw. -steckdosen messen nämlich auch nicht nur den Verbrauch, sondern auch „rückwärts“ die Einspeisung (in der App steht aber immer noch „Verbrauch“ oder Ähnliches).
Solange Deine aktuelle Stromproduktion unter Deiner Grundlast liegt, gehst Du sicher, keinen Strom zu verschenken. Wenn die Sonne stark scheint, etwa zur Mittagszeit, wird Deine Produktion aber die Grundlast wahrscheinlich deutlich übersteigen.
Verlege Aktivitäten, die Strom kosten, in Zeiten starken Sonnenscheins
- Statt ein großes Computer-Update nachts einzuspielen, tu dies in der Mittagspause.
- Schalte die bereits beladene Wasch- oder Spülmaschine ein, sobald die Sonne scheint.
- Lade Geräte wie Notebook, Tablet, Smartphone, E-Bike oder E-Moped tagsüber auf statt nachts, falls möglich und praktikabel.
- Nutze ggf. smarte Steckdosen, um Geräte wie Akku-Staubsauger zeitgesteuert über Tag aufzuladen.
- Wenn Du von zu Hause an einem Laptop arbeitest: Nutze den Akkubetrieb, wenn die Sonne nicht scheint, und schließe das Netzkabel an, sobald die Sonne scheint.
Diese Tipps zum Eigenverbrauch sind dazu da, um noch etwas mehr Stromertrag aus Deiner Anlage herauszukitzeln. Wenn Dir das zu aufwendig ist, kein Problem – eine Balkon-Solaranlage lohnt sich meist auch so. Sie braucht dann nur etwas länger, um den Anschaffungspreis wieder reinzuholen.
Bedenke außerdem: Mit einem Balkonkraftwerk machst Du Dich ein wenig unabhängiger vom Stromversorger – aber bei weitem nicht komplett unabhängig. Mache daher auch einen Stromtarifvergleich und wähle eine günstigen Energieversorger.
Häufige Fragen zu Balkonkraftwerken
Was passiert, wenn man ein Balkonkraftwerk nicht anmeldet?
In Deutschland sind wahrscheinlich tausende nicht angemeldete Balkonkraftwerke in Betrieb („Guerilla-PV“). Theoretisch droht dafür ein Bußgeld. Uns ist kein Fall bekannt, bei dem tatsächlich eines verhängt worden wäre. Die Strommengen, die von Mini-Anlagen ins öffentliche Stromnetz fließen können, sind in der Regel so gering, dass das für den Netzbetrieb irrelevant ist.
Trotzdem will der Stromnetzbetreiber berechtigterweise wissen, wer alles in sein Netz einspeist. Und es lässt sich sagen: Die Zeit der Guerilla-Anlagen geht vermutlich zu Ende. Seit 2018 sind Mini-PV-Anlagen für den Balkon erlaubt, sofern sie angemeldet werden. Wir empfehlen, eine Balkon-Solaranlage anzumelden. Falls der örtliche Stromnetzbetreiber auf der Höhe der Zeit ist, stellt er eine vereinfachte Anmeldung für Balkonkraftwerke zur Verfügung.
Was kostet ein Balkonkraftwerk?
Rechne mit zirka 400 bis 800 Euro für das Komplett-Set einer Balkon-Solaranlage bis 600 Watt mit Solarmodul(en), Wechselrichter, Kabeln und ggf. Befestigungsmaterial.
Welche maximale Leistung darf ein Balkonkraftwerk haben?
Der Wechselrichter darf maximal 600 Watt (W) ins Hausnetz ausspeisen. Die Leistung der Solarpanels darf darüber liegen, zum Beispiel zweimal 350 Watt-Peak. In vielen anderen Ländern in Europa sind 800 W erlaubt, in Deutschland geht man mit 600 W auf Nummer sicher.
Brauche ich einen Elektriker oder Handwerker, um ein Balkonkraftwerk zu montieren und anzuschließen?
Nein, steckerfertige Solaranlagen sind ausdrücklich dazu da, von Laien angeschlossen zu werden („plug and play“). Anders sieht es mit dem Einbau einer Einspeise-Steckdose (Wieland) auf dem Balkon aus. Diese darf laut Norm nur ein Elektriker setzen. Übrigens: Auch Deckenlampen dürfen nur von Elektrikern angebracht werden. Die Realität sieht freilich anders aus, wie jeder weiß.
Gibt es Fördermittel für Balkonkraftwerke?
Das Land Schleswig-Holstein fördert seit dem 15. Januar 2023 Balkonkraftwerke mit bis zu 200 Euro. Förderfähig sind Anlagen mit 250 bis 600 Watt, die angemeldet werden und nicht bereits gekauft worden sind. Das Förderprogramm nennt sich Klimaschutz für Bürgerinnen und Bürger.
Viele andere Solar-Förderungen richten sich hingegen eher an Gewerbekunden und Betreiber großer Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach. Für Mini-Solaranlagen auf dem Balkon hält sich die Zahl der Vergünstigungen und Förderungen in Grenzen. Einige Städte und Kommunen planen zumindest, einen Zuschuss einzuführen. Rechne damit, dass die Fördertöpfe schnell leer sein werden.
Frage bei Deiner Stadt oder Kommune nach, ob es eine Förderung für Stecker-Solaranlagen gibt. Wenn Du Glück hast, winken bis zu 400 Euro Zuschuss für Deine Balkon-Solaranlage.
Was hat es mit der 70-Prozent-Regelung auf sich?
Die kurze Antwort: Die 70-Prozent-Regel ist für Balkonkraftwerke nicht relevant. Du brauchst Dir darüber keine Gedanken zu machen.
Eine längere Antwort: Die 70-Prozent-Regelung besagt(e), dass bei kleineren Solaranlagen bis 25 Kilowatt-Peak (kWp) Leistung sichergestellt sein muss, dass höchstens 70% der erzeugbaren Energie ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Das kann durch Abschalteinrichtungen geschehen oder durch eine Begrenzung der Wechselrichter-Leistung auf maximal 70% der Modulleistung. Mitte 2022 berichteten einige Medien, dass die 70-Prozent-Regel auch für Balkonkraftwerke bis 600 Watt gelten könnte.
Dies ist nicht der Fall, wie Sven Giegold, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, mitteilt: „Wir stellen klar, dass Balkonsolaranlagen keine absurden Abschaltvorrichtungen benötigen. Das gilt für alte wie neue Anlagen. Neue PV-Anlagen bis 25 kWpeak brauchen auch keine Steuerungseinrichtungen bzw. Begrenzung der Wirkleistungseinspeisung auf 70% mehr. Für Altanlagen wird die sogenannte 70% Regelung bis 7 kWp ab 1.1.23 komplett aufgehoben.“
Kann ich meine Balkon-Solaranlage an eine normale Haushaltssteckdose (Schuko) anschließen?
Ja, das geht und wird hunderttausendfach so praktiziert. Uns ist kein Fall bekannt, in dem dies je ein Sicherheitsproblem ausgelöst hätte.
Voraussetzung ist, dass Du einen zertifizierten Wechselrichter mit FI-Schaltung (Fehlerstrom-Schutzschalter) hast. Dies ist bei allen seriösen Balkonkraftwerken der Fall. Ein solcher Wechselrichter schaltet den Strom in Sekundenbruchteilen aus, wenn Du den Stecker ziehst. Dies ist wichtig, damit Du keinen Stromschlag bekommst, falls Du die Pins des Steckers berührst.
Auch nach Einschätzung der Bundesnetzagentur reicht ein einfacher Schuko-Stecker aus, um eine Mini-Solaranlage anzuschließen. Allerdings ist dies derzeit noch nicht normgerecht. Die Normen des Elektriker-Verbandes VDE verlangen eine sogenannte Einspeisesteckdose des deutschen Herstellers Wieland. Aktuell laufen Bemühungen, dies zu ändern.
Aber mein Netzbetreiber fordert eine Wieland-Steckdose – was kann ich tun?
Stromnetzbetreiber verdienen ihr Geld mit dem Durchleiten von Strom. Balkonkraftwerke sind da eher hinderlich für ihr Geschäftsmodell. Womöglich setzen manche Stromnetzbetreiber die bürokratischen Hürden deshalb so hoch.
Allerdings endet die Zuständigkeit des Netzbetreibers am Stromzähler. Wie Du Deine Mini-Solaranlage anschließt, geht den Netzbetreiber nach unserer Einschätzung nichts an. Wichtig ist, dass der Anschluss sicher erfolgt – ob über eine Wieland-, eine Haushaltssteckdose oder einen Festanschluss. Auch die Bundesnetzagentur stuft die Haushaltssteckdose als ausreichend ein. Fragen Deines Netzbetreibers nach der Art des Anschlusses oder der Steckdose musst Du unseres Erachtens daher nicht beantworten.
Author: Stacy Ross
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